Juniorprofessor Benjamin Beil

  • Beil © Axel Schulten
    © Axel Schulten
05.2016

CCB: Sie  sind Juniorprofessor am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln. Warum wird an der Uni gespielt?

Beil: Es wird an der Uni gespielt oder über Spiele diskutiert und geforscht, um dieses komplexe Medium in unseren Alltag einzuordnen. Welche Wechselwirkungen mit anderen Medien gibt es? Warum spielen immer mehr Menschen? Es scheint, dass es eine neue spielerische Kultur gibt. Insofern spielen wir an der Uni, aber nicht so wie manche Leute denken.

Sie haben in Siegen studiert. Und jetzt eine Junior-Professur in Köln. Was ist Ihr Kölner Lieblingsplatz?

Ich habe nicht den Lieblingsplatz in Köln. Aber ich entdecke immer wieder neue Plätze. Köln ist eine grüne Stadt. Die Flora mit dem Botanischen Garten, eher untypisch für Köln, dieser Platz gefällt mir ausgesprochen gut!

Köln darf sich seit 2015 digitale Hauptstadt nennen. Spielt die Digitalisierung einer Stadt für Ihre Forschung eine Rolle?

Es spielt eine Rolle, weil Computerspiele natürlich sehr stark mit dieser Debatte verknüpft sind. Ich finde interessant, dass eigentlich noch niemand so genau weiß, was eine digitale Stadt überhaupt sein soll... Das Spannende ist, wie auch bei Computerspielen, dass es nicht darum geht, alles zu digitalisieren, sondern Lösungen zu finden, wo digitale Angebote die klassischen unterstützen. Auch bei Computerspielen geht es nicht nur um virtuelle Welten, sondern genauso um nicht-virtuelle Gaming-Kulturen, um soziale Gemeinschaften, die sich aus einem gemeinsamen Interesse für Spiele entwickeln.

Profitieren Sie davon, dass Köln hier weiter ist als andere Städte?

Ich profitiere insofern, dass das Thema immer mehr in den Fokus gerät. Dass eine kleine Facette davon auch der Games-Standort Köln ist.

Zum Beispiel ...

Das Stichwort Gamification. Da geht es um die Anwendung spielerischer Strukturen im nicht spielerischen Kontext. Fitness-Armbänder z.B.: Da messe ich meine sportliche Aktivität, das Ganze wird in eine Datenbank übersetzt, es werden Punkte vergeben, ein Wettbewerbskontext hergestellt. Es gibt also Schnittstellen, die zu spielerischen Kulturen führen.

Die gamescom, die game developers conference europe, die digital marketing exposition & conference finden in Köln statt. Nehmen Sie daran teil?

Ich nehme am gamescom Kongress teil. Eine an die gamescom angeschlossene Plattform für Akademiker aber auch für Leute aus dem Marketing, aus Bildungskontexten, also breitgestreut und als Plattform für Vernetzung gedacht. Das Gute in Köln ist, dass es eine riesige Bandbreite gibt. Allein an der gamescom hängen viele kleinere und größere Veranstaltungen. Das funktioniert bei einem so großen Standort wie Köln relativ unproblematisch, weil durch die großen Kongresse alles gebündelt werden kann.

Sie kooperieren auch mit der technischen Hochschule Köln (TH)?

Wir arbeiten im Rahmen verschiedener Projekte mit dem Cologne Game Lab (CGL) zusammen, das Teil der TH Köln ist. Wir sind für die kulturwissenschaftliche Seite zuständig, das CGL ist stärker anwendungsbezogen mit einem Schwerpunkt auf Game-Entwicklung, z.B. im Bildungskontext sehr stark. Diese verschiedenen Perspektiven auf Computerspiele ergänzen sich ausgezeichnet.

Für das Shooting haben Sie die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln ausgesucht. Warum?

Weil ich das sehr spannend finde: Die Theaterwissenschaftliche Sammlung im Schloss Wahn ist eine der größten dieser Art in Europa. Sie hat unter anderem eine große Figurensammlung. Da ist es kein weiter Schritt zu den digitalen Puppen, zu den digitalen Spielfiguren, sogenannten Avataren. Computerspiel wird immer mit Film verglichen, aber eigentlich ist das Medium was ihm am nächsten ist, das Theater: Es geht um Performanz, um das Spielen einer Rolle... Unser Institut heißt Institut für Medienkultur und Theater. Und die Sammlung gehört zum Institut. Die alten und die neuen Medien: Eine ganz wunderbare Reibungsfläche!

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