Interview

Claudia Hessel

Die Koordinatorin des Offenbach-Jahres 2019, erzählt im Interview wie Köln den Meister der Operette feiert. Zudem verrät sie, warum in Jacques Offenbach, der seine Jugend in Köln und sein Leben in Paris verbrachte, definitiv das kölsche Gen steckt.

Im Sommer 1819 wird Jakob Offenbach oder Jacques, wie er sich später in Paris nannte, in der Kölner Altstadt geboren. 200 Jahre später feiert Köln den „verlorenen Sohn“? Ist Jakob Kölner?

Tatsächlich erlebte der junge Jakob, der in der Domstadt aufwuchs, seine musikalische Prägung in den Wirtshäusern der Stadt. Denn dort spielten er und seine Geschwister zur Unterhaltung auf. Dass er in Paris Karriere gemacht hat, haben ihm manche Kölner nicht verziehen. Seine Beziehung zu Köln war also vielleicht ein bisschen ambivalent, aber das kölsche Gen steckte definitiv in ihm. Das zeigt sich vor allem in Offenbachs Humor. In einer Abwandlung von Rossinis Zitat „Mozart der Champs-Élysées“, sollte man ihn den „Mozart des Domplatzes“ nennen.

Unser Fotograf hat Sie unweit des Domplatzes im Foyer des Westdeutschen Rundfunks fotografiert. Welche Rolle spielt der WDR im Offenbach-Jahr?

Eine große. Der Westdeutsche Rundfunk wird mit seinem Kulturprogramm WDR 3 im Offenbach-Jahr die Rolle des „European Media Host“ übernehmen und sowohl mit eigenen Projekten und Produktionen als auch mit Übertragungen von Konzerten und Opern sowie mit Podiumsdiskussionen das Jubiläum medial verbreiten. Herausragende WDR-Projekte sind: Das Geburtstagskonzert im WDR Funkhaus oder die Offenbach-Operetten-Revue mit dem WDR-Funkhausorchester.

Für das Programm des Offenbach-Jahres 2019 „Yes, we CanCan“ wurden Sie mit dem Innovationspreis KulturReiseLand NRW ausgezeichnet. Was ist so innovativ an dem Programm?

Die Kölner Offenbach-Gesellschaft wurde für ein Konzept ausgezeichnet, was die Förderung von Kunst und Kultur abseits der Metropolen stärkt. Unter dem Titel „Musikpicknick von Jacques Offenbach in Schlössern und Parks im Offenbach-Jahr 2019“ wird die Musik von Offenbach auch neuen Zielgruppen zugänglich gemacht. Darüber hinaus würdigte die Jury auch den Stadt-Umland Vernetzungsansatz zwischen Schlössern, Parks, Tourismusverbänden und Kommunen. Die Auszeichnung ist ein herausragender Beleg dafür, dass wir mit unserer Kampagne den richtigen – weil offen und partizipativ – Ansatz gewählt haben. Das Konzertpublikum ist in den Schlössern oder Parks der Region zu Gast. Dieser besondere Rahmen ermöglicht außergewöhnliche Konzerterlebnisse abseits der großen Konzerthäuser.

Die Hochschule für Musik und Tanz in Köln ist die größte Musikhochschule Europas. Wie feiern die Kollegen den Mozart des Domplatzes?

Die Musikhochschule ist auf ganz unterschiedliche Art und Weise dabei. Studierende der Gesangsklassen werden Stücke szenisch aufführen. Kammerensembles aus der Hochschule gehen in soziale Einrichtungen und werden dort Offenbach-Werke spielen. In einem gemeinsamen Projekt der Musikhochschule Köln sowie einem Ensemble aus Paris entsteht ein Wandelkonzert, das an einem Abend das gesamte Schokoladenmuseum bespielen wird. Ein wissenschaftliches Symposium – eine Kooperation zwischen Frankfurt, Köln und Paris – setzt thematische Akzente. Mit einem Wort: die Hochschule bringt das ein, wofür sie steht: musikhistorische Forschung und tolle Musik!

Jacques Offenbach, so heißt es, ist wie Köln: offen, lebendig und immer wieder im Widerstand gegen die Obrigkeit. Was mögen Sie persönlich an Köln?

Köln oder Kölle, liebevoll abgekürzt, ist natürlich die schönste Stadt der Welt. Mit dem kölschen Dialekt bringt der Kölner seine Fröhlichkeit, seinen Pragmatismus und seine Obrigkeitskritik zum Ausdruck. Ich bin selbst Kölnerin und kenne die Ambivalenz, die uns durchdringt: Neben dem ausgeprägten Sinn für Gemütlichkeit, beschaulichem und genussintensivem Leben, gibt es den großen Anspruch, Köln als Metropole, Medienstadt, Kunststadt, Musikstadt zu zeigen. Gerade diese Kombination aus dem gleichzeitigen Streben nach Größe und Genügsamkeit prägt für mich den besonderen Charme der Stadt.

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