Interview

Matthias Maurer

Matthias Maurer der ESA
© Sabine Grothues

Köln als Mondstadt Europas, Mondsand aus der Eifel und der Rheinboulevard als perfekter Ort, einen Astronauten zu erden. Matthias Maurer, ESA Astronaut, spricht mit uns über Köln, Forschungen im Weltraum und die geplante LUNA-Anlage.

„Wenn ich groß bin – werde ich Astronaut!“, haben Sie das schon als kleiner Junge gewusst?

Als Kind wollte ich Pilot werden. Astronaut zu werden, diesen Traum habe ich mich erst als Erwachsener gewagt zu träumen. Der Beruf Astronaut reizt mich besonders deshalb, weil er verschiedene Dinge kombiniert. Einmal die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Themen zu arbeiten. Zum zweiten die Technologie am Rande dessen, was möglich ist – und mit Raketen in den
Weltraum zu fliegen, ist wirklich am Limit von dem, was wir momentan mit der Technologie erreichen können! Dann fasziniert mich das interdisziplinäre und interkulturelle Arbeiten und als letzter Aspekt natürlich das Abenteuer! Wo gibt es denn heute ein größeres Abenteuer als Astronaut zu werden? 

Sie stehen kurz vor Ihrer ersten Mission zur International Space Station (ISS). Was wird Ihre Forschungsarbeit auf der ISS genau umfassen?

In den 6 Monaten, in denen wir oben sind, werden wir bestimmt an 100-120 wissenschaftlichen Experimenten arbeiten. I.d.R. arbeiten wir an Experimenten im Bereich Medizin, also Life Science. Wie verhält sich der Körper in Schwerelosigkeit? Oder wir forschen bezüglicher neuer Werkstoffe. Wir führen zudem Verbrennungsexperimente durch, da Verbrennung in Schwerelosigkeit
anders abläuft als auf dem Boden. Das ist einerseits wichtig für die Treibstoffe, die wir verwenden, andererseits aber auch für den Fall eines ungewünschten Feuers an Bord der Station.

Heute sind Sie Projektleiter der geplanten LUNA-Anlage auf dem Gelände des Europäischen Astronautenzentrums in Köln (EAC). Was wird dort genau passieren?

Momentan haben wir in Köln im Astronautenzentrum Trainingsmöglichkeiten für das Europäische Segment auf der ISS. In Zukunft möchten wir Astronauten für Mondmissionen ausbilden. Wir möchten sowohl Astronauten, als auch Ingenieure und Wissenschaftler sowie Studenten, die sich für dieses Thema begeistern, zusammenbringen und in dieser neuen LUNA-Anlage gemeinsam
die Monderkundung der Zukunft vorbereiten lassen. Die LUNA-Anlage besteht
aus verschiedenen Komponenten, das ist einmal die ca. 700 m² große Mondoberfläche, bedeckt mit Mondsand. Das ist natürlich kein echter Mondsand, sondern Sand aus der Eifel, der aber die gleiche chemische Zusammensetzung und Korngrößenverteilung hat. Das erlaubt ein sehr
realistisches Training. Zusätzlich gibt es verschiedene Labore und Räume sowie diverse technische Ausrüstungen, so dass wir eine richtige Mondexploration in der Trainingshalle am Standort Köln nachstellen
und trainieren können.

Welche Relevanz hat der Standort Köln für Ihre Forschung?

Das Astronautenzentrum ist der einzige Platz in Europa, an dem Astronauten ausgebildet werden. Jeder Astronaut, der zur ISS fliegt, d.h. auch die Russen, die Amerikaner, die Kanadier, die Japaner und selbstverständlich die Europäer – alle kommen nach Köln und lernen bei uns, wie unser europäisches Modul, das Raumlabor Columbus, auf der ISS funktioniert. Wir möchten das für Flüge Richtung Mond und später auch für Landungen auf dem Mond erweitern. Deswegen ist der Standort Köln sozusagen der einzige Platz in Europa, an dem das geht. Wir möchten Köln zur Mondstadt Europas machen. Das ist unser Wunsch und dafür brauchen wir diese LUNA-Anlage.

Gibt es einen Ort in Köln, der Sie besonders erdet?

Ein Ort, der mir ganz besonders gut gefällt, ist der Rheinboulevard. Dort hat man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt und den Dom. Hier kann man den Fluss und die Sonne genießen und Gedanken nachhängen, was wohl die Menschen in 500 oder 1.000 Jahren über uns wissen werden. Vielleicht denken sie daran, wie wir anfingen, von Köln aus in den Weltraum aufzubrechen und Richtung Mond zu fliegen ...

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