Interview

Dr. Isabelle Suárez

Isabel Suarez Infektiologen der Uni Köln
© KölnTourismus GmbH, Foto: Axel Schulten

Die Infektiologin der Uniklinik Köln, spricht mit dem CCB über das Pilotprojekt SCHOCO (Schul-Observation auf Corona) und gibt spannende Einblicke in Ihre Forschungsfelder.

Frau Dr. Suárez, Sie sind ärztliche Leiterin des Projekts SCHOCO und Infektiologin in der Uniklinik Köln. Worum geht es bei SCHOCO?

Es geht dabei um kindgerechte Test- und Screening-Methoden an Schulen, mit denen Coronavirus-Infektionen erkannt werden sollen. SCHOCO steht für „Schul-Observation auf Corona“. Nasen- und Rachenabstriche können besonders für kleine Kinder schwierig sein. Deshalb wurden an Schulen und Kitas die sogenannten Lolli-Tests schon vor dem Pilotprojekt in einer großen multizentrischen Studie erprobt. Bei diesem Testverfahren lutschen die Kinder für 30 Sekunden an einem ganz normalen Abstrich-Tupfer. Die Tupfer werden eingesammelt und untersucht. Der erste Vorteil ist die wirklich einfache Probenentnahme − es tut nicht weh, es geht schnell und der Unterricht wird kaum gestört.

Der zweite Clou dabei ist, dass alle Proben einer Lerneinheit in einem Gefäß gesammelt werden. Dieser sogenannte Pool kommt ins Labor und wird dort mittels PCR untersucht. Ist der Pool negativ, läuft der Unterricht weiter wie gewohnt. Nur wenn der Pool positiv ist, muss mit Einzelabstrichen herausgefunden werden, wer mit SARS-CoV-2 infiziert ist. Diese Methode, die Schulen und Kitas alleine durchführen können und die hier an der Kölner Virologie geprägt wurde, spart Ressourcen und Laborkapazitäten

Wie war die Akzeptanz des Pilotprojekts SCHOCO?

Die Teilnehmerquote ist von Woche zu Woche gestiegen. Die Akzeptanz ist mit der Erkenntnis, wie einfach das geht, gewachsen. Wir konnten damit Infektionsketten auch außerhalb der Schule effektiv unterbrechen. Das ist ja der Sinn des Ganzen, dass wir über die Schule einen Blick auch in die Gesellschaft bekommen. Wir können sagen, die Pilotphase ist geglückt! Ab Mai werden die Lolli-Tests für Grund- und Förderschulen NRW-weit ausgerollt.

Welche Rolle spielt der Wissenschaftsstandort Köln für Ihre Arbeit?

Bei SCHOCO handelte es sich um ein äußerst interdisziplinäres Projekt. In Köln haben wir natürlich den Vorteil, dass wir hier sehr forschungsstarke Abteilungen haben: Da ist die Virologie, aber auch die Kinderklinik und die Infektiologie als Teil der Medizinischen Klinik I. Die gute Kooperation mit dem Kölner Gesundheitsamt hat uns ebenfalls sehr gestützt. So ein Projekt funktioniert nur, wenn die Stadt mitzieht. Neben der Interdisziplinarität ist dieser enge Draht zur Stadt ganz sicher ein großer Vorteil.

Stellen Sie sich vor, Ihr Projekt zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 war erfolgreich. Das Virus wäre weitestgehend besiegt. Auf welches Forschungsprojekt freuen Sie sich jetzt besonders?

In der Infektiologie und insgesamt in der Medizin dominierte im letzten Jahr sicherlich Corona. Da gab es auch definitiv viele Erfolge. Aber ich glaube, egal ob beruflich oder privat, freuen wir uns auch, wenn es wieder andere Themen gibt. Mein Forschungsschwerpunkt in der Infektiologie − vor Corona − war die Tuberkulose. Tuberkulose stellt global gesehen ein großes Problem dar. Die Erfolge, die man in einigen Ländern in den letzten Jahrzehnten erzielen konnte, werden gerade durch die Corona-Pandemie torpediert. Viele andere Erkrankungen geraten letztendlich in den Hintergrund. Ich freue mich darauf, wieder intensiver in das Thema einzusteigen.

Zum Schluss eine persönliche Frage: Was unternehmen Sie als Erstes in Köln, wenn der Lockdown aufgehoben ist, was vermissen Sie aktuell besonders?

Ich vermisse es, dass Kinder wieder normal miteinander spielen oder ihre Großeltern sehen können, ohne ständig die Infektionssituation im Hinterkopf zu haben. Das beeinflusst unsere Kinder sehr und ist mit ein Grund dafür, warum wir das Projekt hier machen. Was ich sonst vermisse? Ich würde gerne mal wieder mit meinen Freundinnen auf ein richtig schönes Kasalla- oder Brings-Konzert gehen (lacht).