Herr Honecker, in diesem Jahr finden unter Beteiligung der Uni Köln der Weltwirtschaftsgeographie- und der Weltarchäologenkongress statt. Glauben Sie, dass trotz stetiger Digitalisierung die Menschen weiterhin zu Kongressen zusammenkommen werden?
Ich glaube, dass gerade für den Wissenschaftsbetrieb das reale Zusammenkommen von Menschen immer wichtig sein wird. Sie können auf Kongressen alle Formen der Kommunikation einsetzen – vom Fachvortrag, über das intellektuelle Gespräch bis hin zum formlosen Austausch. Gerade die Möglichkeit auch gesellige Zeit bei einem Kölsch in netter Atmosphäre zu verbringen und neue Netzwerke zu knüpfen, kann ihnen der virtuelle Raum nicht bieten.
Sie haben kürzlich den Preis für die beste Hochschulkommunikation gewonnen. Es ging darum „Wissen für die Gesellschaft“ über die „Hochschulforschung aktuell zu vermitteln“ und damit in den gesellschaftlichen Dialog einzubringen. Wodurch konnten Sie die Jury überzeugen?
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Professor Horst Hippler hat zur Preisverleihung etwas sehr Passendes gesagt. Wissenschaft sei das Gegenmodell zu Populismus. Eine der größten Herausforderungen bestehe darin, den Wert ihrer Prinzipien des Zweifels, des ergebnisoffenen Fragens, der methodischen Transparenz zu vermitteln. Dazu versuchen wir, mit unserer Arbeit die Voraussetzungen zu schaffen. Unser Dezernat hat zum einen ein systematisches Monitoring von aktuellen gesellschaftlichen Fragen entwickelt und zum anderen ein Netzwerk von „Matrix-KorrespondentInnen“ etabliert. Diese sind direkt bei den Wissenschaftlern, also dezentral, angesiedelt und gleichzeitig eng in die Arbeit der zentralen Kommunikationsabteilung eingebunden. Sie identifizieren die jeweils interessierten Zielgruppen und erarbeiten, wie und auf welchem Wege sie diese am besten ansprechen.
Die Kölner Uni zählt zu den ältesten Universitäten Europas. Mit 6 Fakultäten, 102 Studienfächern, 10 fakultätsübergreifenden Forschungs- und Lehrzentren, der engen Kooperation mit der Uniklinik Köln sowie den Forschungseinrichtungen der Max-Planck- und Helmholtz-Gemeinschaft genießt die Uni Köln ein hervorragendes, auch internationales Renommee. Seit 2012 hat die Uni Köln Exzellenzstatus. Was bedeutet das konkret für die Forschung?
Dieser Status ermöglicht uns durch zusätzliche Fördermittel in hochdynamischen Netzwerken zu zukunftsrelevanten Themen zu forschen. Das Exzellenzcluster CECAD (Cellular Stress Responses in Aging-associated Diseases) versucht beispielsweise die grundlegenden Mechanismen des Alterns zu entschlüsseln und neue therapeutische Ansätze zu alternsassoziierten Erkrankungen zu finden. Das Cluster of Excellence on Plant Sciences, (CEPLAS) das Exzellenzcluster für Pflanzenwissenschaften mit seinen Forschungsstandorten in Jülich, Düsseldorf und Köln untersucht, wie sich Pflanzen besser an Umweltbedingungen anpassen und so die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sichern können. Auch mit Exzellenzmitteln gefördert, erforscht das Global South Studies Center Cologne, GSSC die sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Veränderungen in den Ländern des Globalen Südens – mit dem Ziel, diese Entwicklungen sichtbarer zu machen und neue Handlungsoptionen für gegenwärtige und zukünftige globale Herausforderungen zu fördern. CERES, das Cologne Center for Ethics, Rights, Economics and Social Sciences of Health steht für die Zusammenarbeit der fünf Disziplinen Philosophie, Jura, Wirtschaft, Sozialwissenschaften und Medizin. CERES ist ein Zentrum für die interdisziplinäre Forschung, Aus- und Fortbildung sowie Beratung zu gesellschaftsrelevanten Fragen im Bereich der Gesundheit und vernetzt Wissenschaftler aus dem In- und Ausland.
Der Wissenstransfer in die Wirtschaft spielt eine zentrale Rolle bei der Stärkung des Standortes Köln. So entstehen an der Schnittstelle Wissenschaft und Wirtschaft viele Arbeitsplätze der Zukunft. Was tun Sie für den Wissenstransfer in die Wirtschaft?
Wir engagieren uns zum Beispiel über den „Gateway-Gründerservice, der Studierende und AbsolventInnen bei der Umsetzung eigener Geschäftsideen unterstützt. Die hohe Unternehmensdichte in der Region bietet dafür ein ideales Umfeld. Ein anderes Beispiel ist das Zentrum für Organische Elektronik COPT, das eine Brücke zwischen universitärer Spitzenforschung und Unternehmen schlägt. Der wissenschaftliche Nachwuchs findet in den derzeit 45 Graduiertenschulen und -kollegs ideale Rahmenbedingungen! Die Uni macht Köln lebendig. Köln gehört zu den wenigen deutschen Städten, die sich trotz des demografischen Wandels verjüngt. Über die Hälfte der AbsolventInnen bleiben in Köln, gründen eigene Unternehmen, finden einen Job in der Domstadt und wirken an der Zukunft der Stadt mit.
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