Interview

Prof. Dr. Michael Hallek

Prof. Dr. Michael Hallek des Centrum für Integrierte Onkologie
© KölnTourismus GmbH, Foto: Axel Schulten

Professor Hallek, Gründer und Direktor des Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), spricht mit uns im Interview über die Wichtigkeit der interaktiven Vernetzung unterschiedlicher Fachrichtungen für die optimale Behandlung von Krebspatienten.

 

Herr Professor Hallek, Sie sind Gründer und Direktor des CIO, Centrum für Integrierte Onkologie an der Uniklinik Köln. Wie stellt sich die Zusammenarbeit von Uniklinik und CIO dar?

Das CIO ist Teil der Uniklinik. Unser Zentrum bündelt alles, was in der Uniklinik mit Krebs zu tun hat. Wir haben hier 40 verschiedene Kliniken, Zentren oder Institute, die sich mit Krebs beschäftigen, wie z.B. die Pathologie, die Radiologie oder die Innere Medizin. Das Ziel des CIO ist, Spezialisten an einem Ort zusammen zu führen, so dass wir zum Patienten kommen und der Patient uns nicht suchen muss.

Im Sommer wird mitten auf dem Campus der Uniklinik ein eigenes CIO-Gebäude eröffnen. Was wird hier in Zukunft passieren?

Unsere Arbeit ist von dem Gedanken der integrierten Zusammenarbeit aller Fachrichtungen für den Krebspatienten bestimmt. Das neue Gebäude ist die architektonische Voraussetzung dafür. Man kann nur unterschätzen, welche gestalterische Macht Architektur haben kann. Wenn Sie gemeinsam in einem Gebäude arbeiten, in Räumen die Interaktion fördern, treffen Sie sich im Alltag zehn Mal häufiger als sonst. Spezialisten, die teilweise abgeschottet voneinander arbeiten, durch Architektur zu integrieren, das ist das Ziel!

Warum ist Vernetzung heute so wichtig?

In den letzten zehn Jahren hat eine Explosion des Wissens in der Krebsforschung stattgefunden. Wenn Sie die optimale Behandlung zum Patienten bringen möchten, müssen Sie Netze und Teams bilden. Und zwar in einer umfassenden Form, wie es noch nie nötig war. Die Regeln für die Arbeit haben sich völlig verändert. Dafür brauchen wir neue Strukturen mit einer dauerhaften Vernetzung. Eine Lösung für erfolgreiche und vernetzte Arbeitsstrukturen stellt das CIO-Gebäude her.

Sie möchten altes Konkurrenzdenken über Bord werfen und haben mit den Universitätskliniken Aachen, Bonn und Düsseldorf ein gemeinsames Krebszentrum gegründet. Welche Vorteile ergeben sich daraus für den einzelnen Patienten?

Weil Sie alleine nicht genügend Ressourcen haben, müssen Sie sich in Ihrer Forschung konzentrieren, damit sie effizient ist. So geht es auch den Kollegen in Aachen, Bonn und Düsseldorf. Wenn wir gemeinsam arbeiten, wird die Arbeit komplementär: Wir gewinnen mehr Forschungskapazitäten. Wenn ein Arzt in Aachen an einem Krankheitsbild forscht, das in Köln nicht so im Fokus ist, profitiert unser Patient unmittelbar. Auch durch gemeinsame klinische Studien werden wir stärker. Dadurch, dass wir unsere Daten zusammentragen und auswerten, werden wir schneller. Auch davon profitiert der einzelne Patient.

Der Standort Köln hat sich in den letzten 15 Jahren zu einem der Top-Standorte der Onkologie in Deutschland entwickelt. Wie kam es dazu?

Wir haben im Klinikum einen exzellenten Vorstand, der dafür sorgen konnte, dass wir wirtschaftlich gesund dastehen. Außerdem haben wir eine vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen. Die ist wie der wirtschaftliche Erfolg Grundvoraussetzung für Forschung und gute Medizin. Zweitens hat uns die Landesregierung sehr unterstützt und so gute Voraussetzungen geschaffen. Drittens brauchen Sie natürlich gute Köpfe. In Köln sind in kurzer Zeit sehr viele gute Leute berufen worden, die hier gut kooperieren.

Sie haben in Regensburg, München, Paris und in den Staaten studiert und geforscht. Bevor Sie an die Uniklinik Köln wechselten, erhielten Sie den Ruf auf eine C-3 Professur in München. Wie geht’s einem Bayern in Köln?

Sehr gut! Die Natur und die Berge vermisse ich ein bisschen. Aber was die menschliche Interaktion angeht, die ja für das Leben entscheidend ist, haben ich und auch meine Familie in Köln ein extrem gutes Lebensgefühl. Ich bin von den Menschen hier sehr herzlich aufgenommen worden. Die Rheinländer sind ein sehr offener Menschenschlag. Sie sind kommunikativ. Das macht es im Alltag sehr angenehm.

Weitere Informationen: Centrum für Integrierte Onkologie und Wissenschaft in Köln